Neue Impulse für die Mobilität in der Metropolregion Nürnberg

Wie lassen sich zukunftsfähige Mobilitätslösungen in der Met-ropolregion Nürnberg realisieren, die den Verkehr effizienter und klimafreundlicher gestalten? Diese Frage stand im Mit-telpunkt einer Konferenz am 28. November 2019 im Histori-schen Rathaussaal Nürnberg. An zwei hochkarätig besetzten Diskussionsrunden beteiligten sich unter anderem Joachim Herrmann, Bayerischer Staatsminister des Innern, für Sport und Integration, der Nürnberger Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly und Josef Hasler, Vorstandsvorsitzender der VAG Ver-kehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg. 

Mehr als 250 Teilnehmer verfolgten eine angeregte Debatte, die von der VAG und dem Verband Deutscher Verkehrsun-ternehmen (VDV) mit seiner Landesgruppe Bayern im Rah-men der bundesweiten Initiative „Deutschland mobil 2030“ veranstaltet wurde. „Eine bessere Mobilität für die Metropolregion Nürnberg lässt sich nur durch ein intelligentes Miteinander unterschiedlicher Lösungen schaffen. Dazu müssen wir auch über unbequeme Themen wie die Parkraumbewirtschaftung oder eine Dienstgeberabgabe nach Wiener Vorbild sprechen. Und wir müssen uns klar machen, dass das alles viel Geld kostet“, so Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly in seiner Rede. Den hohen Stellenwert des Themas Mobilität für die Bayerische Staatsregierung verdeutlichte Staatsminister Herrmann in seinem verkehrspolitischen Statement: „Wir kommen bei der Stärkung klimafreundlicher Verkehrsträger große Schritte voran – in Bayern wie im Bund. Aber wir haben eine Mammutaufgabe zu bewältigen und müssen ein wesentlich höheres Tempo einschlagen als in den vergangenen Jahren.“

Gesellschaftlicher Bewusstseinswandel

Eine erste Diskussionsrunde brachte Vertreter aus Politik, ÖPNV-Branche und Wirtschaft zusammen. Gemeinsam mit Staatsminister Herrmann und Dr. Maly diskutierten unter anderem der VAG-Vorstandsvorsitzende Josef Hasler, Dr. German Hacker, 1. Bürgermeister der Stadt Herzogenaurach, Diana Windmeißer, Chief Financial Officer der DATEV, sowie Sabrina Soussan, Chief Executive Officer von Siemens Mobility. Einigkeit herrschte dabei darüber, dass im Hinblick auf eine klimafreundliche Mobilität ein gesellschaftlicher Bewusstseinswandel stattgefunden hat. Diesen gilt es zu nutzen, damit mehr Menschen zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel bewogen werden. „Wir sehen, dass der ÖPNV sehr gut angenommen wird und reagieren darauf, indem wir das Angebot ausbauen und die Takte verdichten“, unterstrich Hasler. „Um weiter wachsen zu können, benötigen wir dauerhaft verlässliche Rahmenbedingungen, vor allem bei der Finanzierung.“

Erfolgsmodell Wien

 Was die Metropolregion von Wien lernen kann, verdeutlichte Günter Steinbauer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Wiener Linien, in einem Vortrag. Mit dem Konzept „Smart City Wien“ will die österreichische Hauptstadt bis 2050 die bestmögliche Lebensqualität für alle Wiener bei größtmöglicher Ressourcenschonung sicherstellen. Bereits in den vergangenen Jahrzehnten hat Wien intensiv an der Stärkung des öffentlichen Verkehrs gearbeitet, Angebot und Kapazitäten deutlich ausgebaut sowie durch eine intensive Parkraumbewirtschaftung Anreize zum Umstieg auf Bus und Bahn geschaffen. Mit Erfolg: Seit 2010 ist der Anteil des Autoverkehrs von 40 auf 29 Prozent gesunken, während der des ÖPNV von 29 auf 39 Prozent gestiegen ist. Für den Chef der Wiener Linien liegt der Schlüssel zum Erfolg daher nicht im 365-Euro-Abo, sondern vielmehr im gelungenen Zusammenspiel von Stadt- und Verkehrsplanung. Dazu zählt unter anderem auch, dass mittlerweile 96 Prozent aller Wiener maximal 300 Meter von einer ÖPNV-Haltestelle entfernt wohnen.

Gemeinsam Lösungen schaffen

Wien und die bundesweit intensiv diskutierte Einführung von 365-Euro-Angeboten waren dann auch Thema einer zweiten Gesprächsrunde mit Tim Dahlmann-Resing, Mitglied des Vorstandes der VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg, Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Bayern, Thomas Dill, Vorstandsmitglied Verkehr, Technik und Umwelt des ADAC Nordbayern, Philipp Reinckens, Country Manager Germany von Tier Mobility, und Prof. Dr. Harald Kipke, Leiter des Studiengangs Urbane Mobilität der Technischen Hochschule Nürnberg. Die Debatte machte deutlich, dass der Weg hin zu einem attraktiveren öffentlichen Verkehr ähnlich wie in Wien nicht über günstige Ticketpreise allein führt. Entscheidend sind vielmehr ein attraktives Angebot, ausreichende Kapazitäten, die enge Verknüpfung mit anderen Mobilitätsformen und bequeme digitale Lösungen für die Fahrgäste. Daran wollen alle Beteiligten in den kommenden Jahren gemeinsam arbeiten und so den Weg zu einer zukunftsfähigen Mobilität in einem der wichtigsten Lebens- und Wirtschaftsräume Bayerns ebnen.